„For Anyone but not for Everyone – Demokratie ∞ verhandeln“ in der Tiroler Künstlerschaft

Die Tiroler Künstlerschaft zeigt von 22.2.-20.4.2019 die Video-Installation #Rezolution von Negin Rezaie im Rahmen ihrer neuen Ausstellung „For Anyone but not for Everyone“.

Johanna Tinzl, For Anyone but not for Everyone, 2018

Christine Eder und Philipp Haupt (Verteidigung Demokratie), Henrike Naumann, Csaba Nemes, Mario Pfeifer, Negin Rezaie, Johanna Tinzl, Anna Witt. Kuratiert von Ingeborg Erhart in Kooperation mit Maria Peters.

For Anyone but not for Everyone steht in pinken Lettern auf der Flagge aus ungebleichtem Leinenstoff, die in den vorderen Bereich des Kunstpavillons ragt. Die Fahne von Johanna Tinzl, die auch im Zentrum des in Innsbruck aufgenommenen Sujets der Einladungskarte und des Plakats zu der Ausstellung For Anyone but not for Everyone – Demokratie ∞ verhandeln steht, transportiert plakativ und zugleich subtil, aufmüpfig und fragil, die Frage nach den Ein- und Ausschlussmechanismen in unserer Gesellschaft. Meint für alle wirklich für jede_n?

„In Negin Rezaies Arbeit #Rezolution kehrt eine traumatisierte Frau in Form von Worten und dem Agieren in einer Glasbox ihr Innerstes nach außen.“

Tiroler Tageszeitung, 25.2.19

Verunsicherung greift Platz, Veränderungen im Kommunikationsklima führen zu Destabilisierung. Warum machen wir die Schotten dicht? Buchstäblich im Errichten von neuen Grenzen, aber auch in unseren Köpfen. Führt die Globalisierung zum Wiedererstarken lokaler Nationalismen, zum „wir sind wir“, oder auf gut Tirolerisch (und auch Bayrisch) „mia sein mia“? Sind es die Verlierer_innen des Neoliberalismus oder schärfer Marktfundamentalismus, denen die „soziale Hängematte“ zum Verhängnis wurde, die nun einen anderen Sündenbock gefunden haben? Oder liegt es an fehlender Bildung und/oder Empathie? Politische Parteien nutzen diese Verunsicherung, geben den „starken Mann“ und schüren polternd Ängste vor dem Verlust des Wohlstands, der Heimat und Tradition.
In Zeiten, in denen der Österreichische Innenminister proklamiert, dass „das Recht der Politik zu folgen hat – und nicht die Politik dem Recht“, die Europäische Menschenrechtskonvention in Frage stellt und fortwährend die Pressefreiheit einschränken möchte, und in denen es möglich ist binnen 48 Stunden über Soziale Netzwerke die Massen zu mobilisieren, ist die Haltung, von der das Ausstellungsprojekt getragen wird, eine des Dialogs und der Offenheit. […]

Am anderen Ende des Spektrums thematisiert Negin Rezaie die Traumata von Identitätsverlust und Gewalterfahrung.

Der Standard, 27.2.2019

Wie man sich (wieder) einander annähern kann, ist die zentrale Frage der „last-exit“ Performance #REZOLUTION von Negin Rezaie, die 2018 im Rahmen der Ausstellung Am Anfang war ich sehr verliebt… anlässlich 40 Jahre Frauenhäuser im Volkskundemuseum Wien aufgeführt wurde, und die als Video Teil der neuen Schausammlung Die Küsten Österreichs ist. Eine Frau kehrt nach einer Gewalterfahrung ihr Innerstes nach außen. Fragen nach dem eigenen Wert und Verschulden, nach Vergebung, Sühne, danach, wie mit der gewaltvollen Vergangenheit umgegangen werden, wie wieder miteinander gesprochen werden könnte und wie die Gesellschaft darauf reagiert, drängen sich förmlich auf. #REZOLUTION erfährt nach den Ereignissen im Jänner 2019, als in Österreich in den ersten Wochen des Jahres fünf Frauen ermordet wurden traurige Aktualität. Liegt es an kulturellen Unterschieden und den differierenden Rollenbildern oder „im allgemein stärkeren Anpassungsdruck und in den zusehends unsicheren Lebensverhältnissen“[? Negin Rezaie hat für die Installation in der Ausstellung For Anyone but not for Everyone –Demokratie ∞ verhandeln ein Objekt aus Ton und roter Farbe geschaffen,das gemeinsam mit dem Dokumentationsvideo der Performance ein dichtes, vielleicht sogar beklemmendes Setting schafft, das die Suche nach der Identität, das Gefühl der Stigmatisierung und der Ausweglosigkeit erahnbar macht. Ein Gefühl des Nicht-Dazugehörens und des Nicht-Richtig-Seins, das auch Menschen kennen, die flüchten mussten. Das Trauma sitzt tief. (Text: Ingeborg Erhart)


For Anyone but not for Everyone
Demokratie ∞ verhandeln

22.02.2019 – 20.04.2019  
Opening: 21.02.2019 19:00

Kunstpavillon 
Rennweg 8a
6020 Innsbruck, Austria
+43 512 58 11 33
pavillon@kuenstlerschaft.at

Wed-Fri 11.00 – 18.00
Sat 11.00 – 15.00

Ausstellungsbroschüre zum Download


Side Events

Opening 21.02.2019 19:00


In den Medien

DER STANDARD: Ausstellung „For Anyone but not for Everyone“: Am Puls der Politik – derstandard.at/2000098632164/Ausstellung-Demokratie-verhandeln-Am-Puls-der-Politik

TIROLER TAGESZEITUNG: „Herzschlag der Demokratie“

Weitere Informationen

Tiroler Künstlerschaft


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